Blainville-Schnabelwal
Der Blainville-Schnabelwal gehört zu den bekanntesten Schnabelwal-Arten und ist weit verbreitet. Benannt wurde der Meeressäuger nach dem französischen Zoologen und Anatomen Henri Ducrotay de Blainville, der die Art anhand eines 18 Zentimeter langen Stücks eines Oberkiefers bestimmte. Charakteristisch für die Blainville-Schnabelwale ist der stark gewölbte Unterkiefer. Bei Männchen sind zwei Zähne zu erkennen, die wie Stoßzähne hervorstehen.
Vorkommen
Blainville-Schnabelwale leben überwiegend in tropischen, aber auch in bis warm-gemäßigten Gewässern der Nord- und Südhalbkugel. Die meisten Sichtungen stammen aus Hawaii, den Bahamas und von den Kanarischen Inseln. Aber selbst in nahezu „geschlossenen“ Meeren wie dem Golf von Mexiko, dem Karibischen Meer oder auch dem Japanischen Meer ist er anzutreffen. Im Mittelmeer ist er nur als Durchreisender bekannt. Der Blainville-Schnabelwal bevorzugt Regionen mit einer Tiefe von 200 bis zu 1500 Metern, kommt aber auch in durchaus tieferen Gewässern (bis 5000 Meter) im offenen Meer vor. Studien haben ergeben, dass die Schnabelwale vermutlich ortstreu sind und keine Wanderungen unternehmen.
Aussehen
Blainville-Schnabelwale haben einen spindelförmigen, langen Körper mit graubrauner Färbung. Die Unterseite ist heller, und viele Flecken zieren sie. Die rundlichen, hellen Flecken auf dem Körper weisen auf Zigarrenhai-Bisse hin. Männchen erreichen eine Körpergröße von knapp fünf Metern Länge. Der Schnabel ist lang, und der Unterkiefer stark gewölbt. Der kräftige Unterkiefer hat Zähne, die wie ein Hörnerpaar herausragen, sein Rostrum ist aus dem dichtesten Knochen aller Tiere gebildet.
Der Kopf ist klein und flach, verschmilzt ohne sichtbare Falte mit dem Nacken. Die Flipper sind kurz und schmal, und der Blainville-Schnabelwal kann sie an der Seite in „Taschen-Falten” stecken. Die unauffällige, dreieckig geformte Finne liegt am hinteren Teil des Rückens. Außerdem tragen viele Individuen Narben von Kämpfen mit Artgenossen auf ihren Körpern.
Verhalten
Das Verhalten dieser Schnabelwale ist besser bekannt als das der anderen Vertreter der Gattung Mesoplodon. Der Blainville-Schnabelwal springt selten aus dem Wasser. Sie bilden Gruppen von drei bis sieben Individuen, können aber auch in Paaren oder als Einzelgänger vorkommen. Die Gruppen bestehen normalerweise aus einem männlichen Individuum und mehreren Weibchen mit ihren Kälbern. Selten sind sie mit anderen Meeressäugern assoziiert. Gegenüber Booten verhalten sie sich, je nach Region, extrem unterschiedlich. In einigen Gebieten sind sie neugierig, schwimmen auf Boote zu, und in anderen Gebieten wiederum reagieren sie eher scheu und meiden sie.
Die Meeressäuger können über 1000 Meter tief tauchen. Der längste bisher dokumentierte Tauchgang war 83 Minuten lang.
Zu ihren natürlichen Feinden zählen Schwertwale und Haie. Bisse wurden dokumentiert. Blainville-Schnabelwale werden noch an einigen Orten gejagt und getötet. Unbeabsichtigt sind sie bis heute Opfer japanischer und australischer Treibnetze.
Die Meeressäuger sind extrem sensibel gegenüber Lärm. Die ansteigende Lärmbelastung in ihren Habitaten durch Militär-Sonare oder Schiffsverkehr ist eine große Bedrohung für sie und führt oftmals zu Massenstrandungen. Eine weitere Bedrohung besteht in der zunehmenden Verschmutzung der Meere, insbesondere mit Plastikmüll: Die Meeressäuger verwechseln den Müll mit ihrer Beute, was beim Verschlucken zum Tod der Tiere führen kann.
Zu ihren Beutetieren zählen Tintenfische und Fische, die sie überwiegend in der Tiefe jagen.