Longman-Schnabelwal
Der Longman-Schnabelwal war eines der großen, langjährigen Rätsel der Cetologie. Bis zum Jahr 2003 war der Longman-Schnabelwal nur von zwei Schädeln bekannt, die man an der australischen Küste und rätselhafterweise in einer somalischen Düngemittelfabrik fand. Auch während der letzten Jahrzehnte wurde der Schnabelwal nur sehr selten, dennoch regelmäßig, im tropischen Indopazifik angetroffen. Über 20 Strandungen aus der Gegend sind bisher dokumentiert.
Vorkommen
Der Longman-Schnabelwal kommt in tropischen Gebieten des Indopazifiks vor, wobei er dort vor allem in westlichen Gebieten verbreitet ist. Er wird überwiegend in Gewässern mit 21-31°C gesichtet und scheint eine Wassertemperatur von über 26°C zu bevorzugen.
Aussehen
Der Longman-Schnabelwal hat einen hellbraunen, spindelförmigen Körper mit langem, delfin-ähnlichem Schnabel und gerader Mundlinie. Mit geschlossenem Maul sind bei den männlichen Individuen an der Spitze des Schnabels zwei Zähne zu erkennen. Der Schnabel ist typischerweise an der Oberseite schwarz und an der Unterseite weiß bis hellgrau gefärbt. Die Augen sind dunkel untermalt, und der Kopf ist vor allem bei den Männchen stark abgerundet. Außerdem sind die Flipper kurz und schmal, die Finne außergewöhnlich spitz und relativ hoch. Der Körper ist bei vielen Individuen mit Narben versehen. Rundliche weiße Flecken weisen auf Zigarrenhai-Bisse hin.
Kälber haben einen weniger abgerundeten Kopf und einen kürzeren Schnabel. Zwischen Kopf und Rücken befindet sich bei ihnen eine dunkle Färbung.
Verhalten
Der Longman-Schnabelwal bildet Gruppen von bis zu 20 Individuen. Teilweise kann man sie auch in großen Schulen von bis zu 110 Schnabelwalen antreffen. Sie sind damit eine der drei Schnabelwalarten, die auch in größeren Gruppen vorkommen können. Sie vergesellschaften sich mit Großen Tümmlern (Tursiops truncatos), Spinnerdelfinen (Stenella longirostris) und Kurzflossen-Grindwalen(Globicephala macrorhynchus). Sprünge aus dem Wasser wurden dokumentiert, und große Gruppen erscheinen an der Wasseroberfläche aktiver.
Longman-Schnabelwale sind wie alle Vertreter der Schnabelwale extrem sensibel gegenüber Lärm. Die ansteigende Lärmbelastung in ihren Habitaten durch Militär-Sonare oder Schiffsverkehr ist eine große Bedrohung für die Meeressäuger und führt oftmals zu Massenstrandungen. Bei Untersuchungen von gestrandeten Individuen wurden Gewebeschäden festgestellt. Die Wale litten an der “Taucherkrankheit”: Bei zu schnellem, schreckhaften Auftauchen, bei plötzlich auftretenden Geräuschen bilden sich Gasbläschen im Körper, die zu Verletzungen führen.
Das Verfangen in Fischernetzen oder verloren gegangenem Fischfanggerät ist außerdem eine ständige Gefahr für die Meerestiere.
Der Longman-Schnabelwal ernährt sich vermutlich – wie auch alle anderen Schnabelwalarten – überwiegend von Tiefsee-Tintenfisch und -Fischen.