Guyana-Delfin
Guyana-Delfine oder Küsten-Sotalias leben hauptsächlich in warmen Küstengewässern. Sie gehören zur Gattung „Sotalia“, die in den letzten 140 Jahren mehrfach geändert wurde. Erst kürzlich wurde der Guyana-Delfin von seinem sehr nahen Verwandten, dem auch „Tucuxi“ genannten und zu den Flussdelfinen zählenden „Amazonas-Sotalia“ (Sotalia fluvialtilis), taxonomisch getrennt. Seitdem sind sie eine eigenständige Art. Aufgrund ihres vorwiegend marinen Lebensraums nennt man sie auch „Meeres-Tucuxi“ oder „Costero“, was im Spanischen „küstennah“ bedeutet. Aus dem Südosten Brasiliens gibt es Berichte, dass sie gemeinsam mit Hunden in flachen Küstengewässern schwimmen.

Vorkommen
Guyana-Delfine sind entlang der tropischen und subtropischen, karibischen und atlantischen Küsten Zentralamerikas und im Norden Südamerikas verbreitet. Aber auch bei einigen Karibik-Inseln wurde die Art schon gesichtet. Ihr Vorkommen im Orinoco wurde jüngst bestätigt, außerdem schwimmen sie in die Mündungsgebiete des Amazonas. Guyana-Delfine bevorzugen flache Gewässer in Buchten und anderen geschützten Gebieten. Selten nur sieht man sie in tieferen Gewässern.
Aussehen
Auf den ersten Blick sehen Guyana-Delfine wie kleine Große Tümmler (Tursiops truncatus) aus. Ihr stämmiger Körper ist bläulich oder braungrau auf der Rückenseite und hellgrau bis pink auf der Bauchseite. Sie haben einen langen Schnabel mit leicht nach oben gezogenen Mundwinkeln. Die Kieferunterseite ist hellgrau bis pink, die Oberseite dunkler gefärbt. Die breiten Flipper enden spitz. Im Vergleich zum Großen Tümmler ist ihre Finne gedrungener und mehr dreieckig. Erwachsene Guyana-Delfine haben eine intensive Pinkfärbung an der Bauchseite, die stärker wird, wenn sie aktiv sind und sich in Gewässern mit hohen Temperaturen aufhalten. Die unterschiedliche Färbung hat demnach nichts mit ihrer Pigmentierung, sondern mehr mit der Bildung von Blutgefäßen und deren Durchblutung zu tun. Sie werden bis zu 2,2 m groß und zählen damit zu den kleineren Delfinarten.
Verhalten
Guyana-Delfine sind aktive Meeressäuger und vollführen unterschiedliche Sprünge wie Purzelbäume oder Saltos. Immer wieder sieht man bei ihnen auch „Spyhopping“ (Senkrechte Stellung von Kopf und Körper über der Wasseroberfläche, um die Umwelt zu inspizieren). Sie scheuen Boote mit laufendem Motor. Dabei sind sie nicht ganz so zurückhaltend wie ihre Verwandten aus dem Süßwasser, aber trotzdem sehr vorsichtig. Meist sieht man sie in Schulen, deren Zusammensetzung nicht stabil ist, von 10 bis 60 Tieren, die gemeinsam jagen und ruhen. Guyana-Delfine sind sehr ortstreu und bilden oft Verbände mit Großen Tümmlern.
Zu ihren natürlichen Feinden zählen Haie und Orcas (Schwertwale). Manchmal sterben sie als Beifang in Fischernetzen und Reusen. In Teilen Nordbrasiliens wurden Guyana-Delfine gejagt, und ihr Fleisch diente als Nahrungsquelle und als Fischköder. Auch für ihre Genitalien, ihre Augen und Zähne, die zu Schmuck verarbeitet werden, gibt es lokal kleine Absatzmärkte. Die Verschmutzung ihrer Lebensräume mit Chemikalien sowie anderem Müll und Überfischung setzten die Art zusätzlich unter Druck. Bis zu einem Verbot im Jahr 2005 fing man sie für die Haltung in Delfinarien.
Guyana-Delfine sind opportunistisch und ernähren sich überwiegend von Fischen. Ungefähr 70 Fischarten zählen zu ihrem Beutespektrum. Gelegentlich erbeuten sie auch Kopffüßer und Krebstiere.