Irawadi-Delfin
Irawadi-Delfine sind sehr küstennah lebende Meeresdelfine, die aber auch in Flüssen, Flussmündungen und Brackwasserbereichen gut zurechtkommen. Wegen ihrer Ähnlichkeit mit Belugas werden sie als ihr tropisches Äquivalent angesehen, und man zählte sie früher zur Familie der Monodontidae (Gründelwale). Ähnlich wie der Beluga (Delphinapterus leucas) und der Narwal (Monodon monoceros) hat der Irawadi ein bewegliches Genick. Beluga und Irawadi sind die einzigen Cetaceen, die ihren Gesichtsausdruck ändern können. Beide Arten zeigen ein umfangreiches Repertoire an ausdrucksstarken Gesichtszügen. Gelegentlich sind Irawadi-Delfine mit Chinesischen Weißen Delfinen (Sousa chinenis) zu sehen, können aber mit diesen kaum verwechselt werden. Sehr häufig wird der Irawadi dagegen mit dem allerdings deutlich kleineren und finnenlosen Indischen Schweinswal oder mit wiederum deutlich größeren und schwereren Seekühen (Dugongs) verwechselt.
Vorkommen
Irawadi-Delfine leben in Küstengewässern des Indopazifiks, großen Flüssen, Seen, Mündungsdeltas und Mangrovensümpfen. Es gibt fünf isolierte Süßwasser-Populationen in Myanmar, in Kambodscha und Laos im Mekong, in Indien, Borneo und in Thailand. Meist halten sich die Tiere in Flachwasserbereichen auf. Selten nur sieht man sie weiter von der Küste entfernt.
Aussehen
Neben den ausdrucksstarken, veränderlichen Gesichtsausdrücken zeichnen sich die auch Flussschwein genannten Irawadis durch ihre große, runde Melone und ihren stämmigen grau oder blass-blau gefärbten Körper mit sehr heller, fast weißer Unterseite aus. Die langen und breiten Flipper sind spatelförmig. Ihre Finne ist klein und leicht dreieckig mit einer stumpfen Spitze.
Verhalten
Irawadi-Delfine verhalten sich unauffällig und schwimmen langsam. Nur gelegentlich springen sie oder „sehen sich um“, indem sie den Kopf aus dem Wasser strecken („Spyhopping”). Manchmal sieht man sie, wie sie auf der Seite liegen und den aus dem Wasser ragenden Flipper bewegen, ganz so, als ob sie winken. Warum sie mit Wasserfontänen spucken, ist nicht klar. Es könnte sich um eine spezielle Jagdtechnik handeln, mit der sie Fische zusammentreiben, oder es gehört zu ihrem Sozialverhalten.
Im Ayeryarwady-Fluss in Myanmar kooperieren Irawadi-Delfine mit Fischern: Die Fischer klopfen an ihre Boote und geben damit das Signal, dass sie bereit zum Fischen sind. Dann beginnen die Delfine um die Boote zu kreisen und Fische zusammenzutreiben. Werfen die Fischer dann ihr Netz aus, tauchen die Delfine ab und fressen die Fische, die sich unter dem Netz befinden.
Irawadi-Delfine sind gefährdet, die Süßwasser-Populationen und die im Naturpark Malampaya Sound auf den Philippinen sind als vom Aussterben bedroht eingestuft. Seit den 90er Jahren sinken ihre Bestände stark. Damals jagte man die Meeressäuger, um Öl aus ihrem Körperfett zu gewinnen. Laut Studien wissen heute nur wenige Kinder in Regionen, wo diese Delfine einst in hoher Zahl vorkamen, was ein Irawadi-Delfin ist. Früher schwammen sie zu Hunderten durch die Flüsse. Heute machen ihnen Wasserverschmutzung, Fischerei und die Fragmentierung ihrer Lebensräume durch Dammbauprojekte das Überleben schwer.
Irawadi-Delfine ernähren sich von verschiedenen Fisch- und Krebsarten. Dabei wühlen sie in Flüssen und Seen oft im Schlamm, im Meer jagen sie auch Tintenfische.