Sowerby Zweizahnwal
Der Sowerby Zweizahnwal wird auch Nordsee-Schnabelwal genannt und ist der erste Vertreter der Schnabelwale, der jemals beschrieben wurde. James Sowerby, ein englischer Naturforscher und Künstler, dokumentierte die Art 1804 anhand eines Schädels, des in Moray Firth, Schottland, im Jahr 1800, gestrandeten, männlichen Individuums.
Vorkommen
Der Sowerby Zweizahnwal lebt in den kalten Gewässern des Nordatlantiks und bevorzugt küstenferne Gebiete. Der Bestand im östlichen Nordatlantik und vor Nordeuropa ist vermutlich am höchsten. Vor allem entlang der Nordsee kommt es häufig zu Strandungen. Allein 50 der bisher dokumentierten Strandungen berichtete man aus Schottland. Einige wenige Beobachtungen gab es aus dem Mittelmeer, an der französischen Küste, Korsika, Sardinien, Sizilien, Griechenland und der Türkei. Seltene Sichtungen in der Ostsee lassen vermuten, dass sie dort nicht resident sind. Sie bevorzugen tiefe Gewässer von bis zu 2000 Metern Tiefe.
Aussehen
Der Sowerby Zweizahnwal hat einen stromlinienförmigen, hellgrauen bis dunkelgrauen Körper mit länglichem Schnabel. Die Unterseite und Flanken sind heller gefärbt als der Rücken. Aus dem Unterkiefer ragen zwei kleine Zähne heraus, die auch bei geschlossenem Maul zu erkennen sind. Der Meeressäuger besitzt zwei Kehlfurchen und der Kopf ist relativ klein. Auch die Brustflossen und die Fluke sind unscheinbar. Die kleine Rückenflosse sitzt am hinteren Drittel des Körpers.
Verhalten
Sowerby Zweizahnwale sind scheue, aber aktive Wale, die aus dem Wasser springen und mit der Fluke schlagen. Man kann sie auch beim „Spyhopping“ (senkrecht aus dem Wasser schauend) beobachten.
Sie bilden gemischte, geschlechtergetrennte und Mutter-Kind-Gruppen von bis zu zehn Individuen. Man hat sie aber ebenfalls in gemischten Gruppen mit Cuvier-Schnabelwalen (Ziphius cavirostris) oder Nördlichen Entenwalen (Hyperoodon ampullatus) beobachtet.
Zu ihren natürlichen Feinden zählen vermutlich Schwertwale und Haie. Dieser Fakt bleibt bisher aber unbestätigt. In der Vergangenheit bejagte man die Meeressäuger noch vor Island, Neufundland und in der Barentssee. Fälle von dokumentiertem Beifang existierten vor allem in Treibnetzen.
Die wachsende Lärmbelastung ihrer Habitate durch Sonare und seismische Untersuchungen gefährdet die Meeressäuger und führt zu Strandungen. Bei Untersuchungen der gestrandeten Individuen stellte man Gewebeschäden fest. Die Wale litten wohl an der „Taucherkrankheit”. Dabei bilden sich bei zu schnellem Auftauchen Gasbläschen im Körper, die zu Verletzungen im Gewebe führen können.
Auch das Verschlucken von Plastik und anderem Meeresmüll stellt eine zunehmende Bedrohung der Meeressäuger dar.
Während ihrer Beutesuche tauchen sie 400 bis 750 Meter tief und fangen Fische wie beispielsweise Kabeljau und Laternenfisch. Außerdem ernähren sie sich von Tintenfischen.